1821-1886, in-8vo, 118 Bl. + 49 w. Bl. beschrieben mit Tinte in feiner deutscher Kurrentschrift (ca. 25 Zeilen/S.), Halbleder mit Ecken, goldgepr. Rücken, Rotschnitt und marmorierter Vorsatz, etwas fleckig und berieben, ansonsten guter Zustand.
Reference : 94807aaf
Spannende Originalhandschrift mit einer Fülle an Material. Das persönliche Notizbuch einer Schaffhauserin, welche vielleicht mit Pfarrer Melchior Kirchhofer (1775-1853) verwandt ist. Die fromme und belesene Jeannette gibt ihren Namen mit dem Zusatz „zum goldenen Löwen“ an, was wohl ein Hinweis auf das Wohnhaus in der Schaffhauser Altstadt (heute das Haus Vordergasse 62) ist. In ihrem Büchlein schrieb sie zum einen Wissenswertes auf, benutzte es aber zeitweise auch als Tagebuch oder um Ereignisse in der Familie zu dokumentieren. Sie beginnt mit einer Liste von ,Wohltätern der Menschheit’: Martin Luther, Christian Fürchtegott Gellert, Johann Caspar Lavater, Joachim Heinrich Campe, Johann Heinrich Pestallozi (sic), Johannes Hubner; Christian Gottfried Schütz, Johann Gottfried Herder. Ein Hinweis auf die Geisteswelt der Schreiberin. Sie notierte fromme Reden (auch solche der ,Seherinnen’ A.M. Heller und A. Schneider, 1823), Gebete, Glückwünsche, Zitate vom Abbé de la Tour, Lavater und Zinzendorf, sowie der schottischen Dichterin Grace Kennedy (in deutscher Übersetzung). Dazwischen beschrieb sie ab 1840 bis 1850 die schulische Laufbahn und die Konfirmationen ihrer Kinder, deren sie fünf hatte. Auch die Krankheiten und Leiden ihrer Familie werden genau festgehalten bis hin zum frühen Tod ihres an Wassersucht leidenden Sohnes Carl. Die Familie scheint viele Verbindungen mit Baden-Würtemberg besessen zu haben, so reist man des öfteren nach Stuttgart und Jeannette notierte auch die Rede des Stuttgarter Stadtpfarrers bei der Beerdigung einer Freundin. Aber auch der Besuch einer Hochzeit in Langenthal wird mit Liebe zum Detail beschrieben. Es folgen Hausrezepte für die Behandlung von Bleichsucht und Rheumatismus, die Reinigung der Bettfedern mit Dampf oder die Zubereitung eines Tees „für Unreinigkeiten im Gesicht“ usw. Die Aufzeichnungen sind nicht immer chronologisch, enden aber mit einer Bibliografie empfohlener Schriften und einigen Adresseinträgen. Image disp.
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